Tipps

Hier finden Sie einige, ausgewählte praktische Tipps für den allerersten Anfang.


Dokumentation / Nachweisbarkeit

Dokumentation ist die halbe Miete.
Denn ohne Dokumentation fehlt im Zweifel die Nachweisbarkeit bzw. man kann es nicht glaubhaft machen.

Tabellarisches Tagebuch

Schreiben Sie alles in ein tabellarisches, zweispaltiges Tagebuch auf. In der linken Spalte das Datum/den Zeitraum, in der rechten Spalte dasjenige, was geschehen ist (ähnlich/analog wie bei einem tabelarischen Lebenslauf). Erstellen Sie es auch rückwirkend mit wichtigen Tatsachen der Vergangenheit, und führen es dann fortlaufend kontinuierlich fort. Es ist das zentrale Hilfsmittel zum Erinnern.

Notizen machen

Haben Sie in allen Gesprächen z. B. bei Gericht, bei ihrem Anwalt, beim Jugendamt, in einer Beratungsstelle, bei einer Mediation oder bei Telefongesprächen immer Papier und Stift dabei, und machen Notizen. Niemand hat das Recht es zu verbieten sich Notizen zu machen, und wenn jemand es versuchen sollte das auszureden, dann halten Sie sich nicht daran.

Konfliktniveau ermitteln

Wenn Sie ein Problem haben und kommen mit diesem Problem z. B. zu Beratungsstellen, stellen Fragen in Foren, usw., kurz sie kommen mit ihrem Problem zu anderen Menschen oder Einrichtungen und suchen Hilfe, Beratung, Unterstützung, ... . Sie selbst ebenso wie diese Leute oder Einrichtungen benötigen eine Einschätzung darüber wie hoch das Konfliktniveau ist, denn auch davon sind z. B. ihre Fragen und die Ihnen gegebenen Tipps oder Hinweise abhängig.

Für Sie stellt sich ihr Problem - weil sie emotional angegriffen sind - vermutlich sehr, sehr subjektiv dar.
Es könnte sein, dass Sie ihr Problem als das bisher Schlimmste wahrnehmen, was Sie jemals erlebt haben.
Es könnte auch sein, dass Sie ihr Problem nicht wirklich wahrhaben wollen und es sich selbst klein reden.
Bei emotionaler Betroffenheit haben Sie vermutlich Schwierigkeiten, den Sachverhalt und die Interessen nüchtern zu analysieren und klar zu sehen. Ein erster Schritt ist es wahrzunehmen, auf welchem Konfliktniveau Sie sich befinden.

Es gibt nun eine sehr weit verbreitete Einstufungsskala für das Konfliktniveau, und das ist die Konflikteskalation nach Friedrich Glasl ( http://de.wikipedia.org/wiki/Konflikteskalation_nach_Friedrich_Glasl ). Für Profis aus dem Bereich der Mediation usw. ist diese Konflikteinstufung ein Basiswerkzeug ähnlich wie für "normale" Menschen das kleine Ein-mal-eins zum Alltag gehört; von diesen Profis werden Sie gedanklich im Hintergrund in dieses Schema eingeordnet.

Informieren Sie sich über dieses Modell der Konfliktniveau-Einstufung; ausgehend von dem obigen Link oder über eine Websuche finden Sie noch mehr Materialien dazu.
Das Modell ist einfach zu verstehen und trennscharf, d. h. die Einordnung fällt leicht.

Einige Empfehlungen:
  • Sie können ihren Konflikt anhand des Modells gesamtbetrachtet mit einer Stufe zwischen 1 und 9 einschätzen.
  • Sie können einschätzen, welches maximale Konfliktstufe ihr Gegenüber bereits verwendet hat bzw. ggf. verwenden würde (bis zu welcher Stufe er maximal bisher gegangen ist und zu welcher Stufe er maximal gehen würde).
  • Sie können einschätzen, welches maximale Konfliktstufe Sie selbst bereits verwendet haben bzw. ggf. verwenden würden (bis zu welcher Stufe würden Sie maximal gehen).
  • Gibt es mehrere getrennte Konfliktfelder? Wenn ja, wie unterscheiden sich ggf. die Einschätzungen?
  • Wenn Sie einschätzen, dass das Konfliktniveau Stufe 4 oder höher ist, spätestens dann sollten sie externe professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
  • Sie können jeweils einzelne Interaktionen einstufen, die Sie mit ihrem Gegenüber erleben, ein. Diese Einschätzungen werden jeweils vermutlich varieren. Am Tag X in Situation A war es z. B. Stufe 4, am Tag Y in Situation B war es z. B. Stufe 6.
  • Wenn Sie sich in einer konkreten Interaktion über das gegenwärtige situative Konfliktniveau bewusst sind, dann wechseln Sie nicht von sich aus auf ein höhere Stufe, eskalieren also den Konflikt nicht. Lassen Sie sich aber auch nicht unterkriegen, in dem Sie ggf. zu passiv reagieren.
  • Wenn Sie professionelle Berater um Rat fragen, dann können Sie diesen z. B. auch mitteilen, dass sich ihr Konflikt nach ihrer Einschätzung auf Stufe XY befindet; als Ergebnis können Sie ggf. schneller geeignete Antworten gemäß ihrem Konfliktniveau erhalten.

Hinweise zu Internet-Foren / Sozialen Netzwerken

Über die allgemein übliche Netiquette und ggf. zusätzlichen Board-Regeln hinaus geben wir einige Hinweise. Insbesondere unter unserer Thematik ist die Nutzung des Internets nur bedingt tauglich.

Wenn Sie reine Fakteninformationen suchen (wie z. B. "Welche Selbsthilfegruppen gibt es in der Stadt XYZ ?" oder "Wo kann ich den OLG-Beschluss Aktenzeichen XYZ finden?" dann können Sie gut und schnell Ergebnisse finden. Wenn Sie aber ihre Betroffenheit in z. B. einem Forum schildern und dann fragen: "Was soll ich tun?", dann werde sie in der Regel nur sehr unbrauchbare, unvollständige und zweifelhafte Antworten bekommen können.
  • Lesen Sie in Foren und Gruppen erst eine ganze Weile mit. Sie kennen die Leute nicht, die dort schreiben.
  • Geben Sie nie persönliche Echtdaten (z. B. Namen, Adressen, usw.) von privaten dritten Personen (z. B. Ex-Partner(in), Kind(er)) an. Das können Datenschutzverletzungen sein.
  • Schreiben Sie selbst auch am besten unter einem Pseudonym und unter einer gesonderten E-Mail-Adresse; achten Sie dabei darauf, dass keine Rückschlüsse auf ihre Person gezogen werden können. Falls Sie bereits schon einen Account in einem Forum / Sozialen Netzwerk haben, der sie identifiziert, dann legen Sie einen weiteren anonymisierten Account an. Geben Sie nur das allernötigste von sich preis. Verfremden Sie ggf. zusätzliche inhaltliche Angaben, die für ihre Fragestellung unerheblich sind: Denn:
  • Sie können vom Ex-Partner sehr leicht gefunden werden. Viele Foren usw. werden z. B. von Google indiziert. Geben Sie mal zum Test ihren eigenen Namen in eine Internet-Suche ein, sie werden vermutlich überrascht sein, wie viel von Ihnen gefunden wird.
  • Auch manche Jugendamtsmitarbeiter, die ggf. gegnerische Anwaltskanzlei, Richter, usw. nutzen das Internet um über Sie etwas zu erfahren.
  • In der Szene hört man, dass bestimmte Behörden wie z. B. das Justizministerium in bestimmte Foren systematisch mitlesen.
  • Man macht nie(!) Äußerungen darüber, was man in Zukunft zu tun beabsichtigt. Das ist taktisch völlig unklug. Eben weil mitgelesen werden kann.
  • Wenn man einen Beitrag schreibt, sei es als Frage oder als Antwort, empfiehlt es sich grundsätzlich, den Beitrag zunächst mit einem Texteditor offline zu schreiben und abzuspeichern und eine gewisse Mindestzeit X liegen zu lassen, bevor man ihn abschickt. Zwei Gründe:
  • Sie sind emotional betroffen. Aus der Emotionalität heraus schreibt formuliert man meistens so, wie man normal nicht formulieren würde. Durch die schriftliche Formulierung und das anschließende Liegenlassen baut sich ihre Emotionalität ab, und sie können dann ihren Text/Frage/Antwort neu und vermutlich sachlicher und zielgerichteter formulieren. Dann erhalten Sie auch bessere Antworten. Das erhöht also die Effektivität.
  • Es geschieht leider immer wieder, dass aus irgendwelchen technischen Gründen eine Forumssitzung auch mal abstürzt. Wenn das geschieht während Sie gerade formulieren, dann ist ihr Text verloren.
  • Ein wesentlicher Unterschied zwischen ein Internet-Forum und einem persönlichen Gespräch ist, dass Sie bei einem persönlichen Gespräch ihren Gesprächspartner sehen, seinen Tonfall hören, seine Körpersprache erleben, seine Stimmung und Gefühlslage wahrnehmen usw., was in einem Forum nicht der Fall ist. Das Fehlen dieser Begleitinformationen kann zu völlig falschen Interpretationen ihrerseits führen, was tatsächlich gemeint ist. Verwenden Sie deshalb Emoticons oder Smileys , aber das ist im Vergleich zu einem persönlichen Gespräch nur eine unzureichende Notlösung.
  • Im Internet-Foren erhalten Sie oft nur allgemeine Informationen und Antworten. Aus verschiedenen Gründen werden wichtige Informationen oft nur in persönlichen Gesprächen weitergegeben. Deshalb kann das Internet nicht den persönlichen Kontakt zu Menschen aus Selbsthilfegruppen, Vereinen, ... ersetzen.
  • In Internet-Foren tummeln sich oft Rechtsanwälte und (halb-)professionelle Berater, die auf Kundensuche sind. Wenn diese gerade neue Kunden suchen, dann schreiben diese in Foren. Es gibt gelegentlich auch Webseiten, wo z. B. Rechtsanwälte empfohlen oder bewertet werden. Es kommt nicht selten vor, dass diese sich selbst mit weiteren eigenen Fake-Accounts selbst - natürlich gut - bewerten. 

  • Generelle Checkliste zum Beurteilen, ob erhaltene Antworten, Behauptungen, Texte oder Aussagen glaubhaftig sind:
  • "Die Aussage ist entweder sofort oder bald überprüfbar (Transparenz).
  • Die Aussagen sind einfach und gut verständlich.
  • Die Aussagen klingen realistisch und sind nicht übertrieben.
  • Mehrere, ähnlich lautende Quellen.
  • Die Informationsquelle hat mich in der Vergangenheit selten enttäuscht. Dass sie immer Recht hatte kann ich nicht annehmen, das wäre irreal.
  • Ich hatte oder werde häufigen persönlichen Kontakt haben, es kann also Rache oder Strafe befürchtet werden.
  • Alle Kanäle der Information sagen dasselbe, z.B. verbal und nonverbal, Text und Bilder.
  • Es werden nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile aufgeführt.
  • Man sagt nicht nur, was man weiß, sondern offenbart auch sein Nichtwissen.
  • Es ist das dahinter liegende Geschäftsmodell klar, man weiß also, wie die Informationen finanziert werden.
  • Korrekte Mathematik lügt nicht. Auch Uhren (und andere ausgereifte Messgeräte) sind zuverlässig."1)
  • Das dahinterstehende Eigeninteresse ist klar.

1) Quelle: Otto Buchegger: http://buchegger.blogspot.de/2013/11/luge-und-wahrheit-meine-mutter-konnte.html , http://www.tuepps.de/. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.