„Du sollst nur sorgeberechtigte Väter und Mütter ehren“

veröffentlicht um 24.01.2011, 22:01 von Thilo Mühlberger   [ aktualisiert: 04.03.2011, 01:42 ]

Pressemitteilung Nr. 04/2011 vom 25.01.2011


Kirchliches Handeln interpretiert die Bibel im staatlichen Obrigkeitssinne:

"Du sollst nur sorgeberechtigte Väter und Mütter ehren"

FRANKFURT AM MAIN - Die Selbsthilfegrupp PAS Rhein/Main beobachtet, dass nicht-sorgeberechtigte Väter und Mütter von der Kirche und ihren Mitgliedern offensichtlich nicht als Eltern im Sinne der Zehn Gebote der Bibel betrachtet werden.

In der Bibel steht nur die einfache Ausführung "Du sollst Vater und Mutter ehren". Die Selbsthilfegruppe PAS Rhein/Main merkt jedoch an, dass es so nicht gemeint sein kann, wenn man das Verhalten der Kirchen im Bezug auf Trennungsfamilien und den Umgang mit nicht-sorgeberechtigten Eltern betrachtet. Geht es um die Frage, wie Eltern behandelt werden sollen, die sich trennen und bei denen es zu Konflikten kommt, die die Kinder betreffen, hüllen sich die christlichen Kirchen nicht nur in Schweigen, sie unterstützen sogar die entfremdenden Elternteile und damit die Eltern-Kind-Entfremdung.

So wand sich zum Beispiel vor kurzem ein entfremdeter Vater an eine Seelsorgerin der katholischen Kirche, die an der Schule seiner Kinder arbeitet. Diese Seelsorgerin bietet auf der Homepage der Schule allen Schülern und Eltern ihre Hilfe an mit der Einladung: "Türen öffnen - Brücken bauen!".

Er bat sie also um einen Termin und schilderte im Vorfeld seine Situation. "Klopfet an, so werde Euch aufgetan"(Matthäus 7,7). Das mag zwar so in der Bibel stehen, gilt aber offensichtlich nicht für alle. Die Kirchen und ihre Mitglieder öffnen nicht einfach die Tür, sondern schauen erst mal durch einen Türschlitz. Und ob sie dann öffnen, hängt noch nicht von der Person vor der Tür ab, ob dieser gläubig ist und hehre Absichten verfolgt. Nein, die Entscheidung, ob sie aufmachen, hängt von der Einstellung des anderen Elternteils ab. Auch hier ist es irrelevant, wer die Person ist. Ist sie sorgeberechtigt und betreut das Kind, dann hat sie Recht und Macht.

Die Tür bleibt zu und als Begründung müssen Regeln herhalten, welche auch immer. Die Selbsthilfegruppe PAS Rhein/Main suchte in der Bibel nach einer einzigen Stelle, in der Jesus jemals einem Hilfesuchenden die Hilfe auf Grund irgendwelcher Regeln versagt hätte. Nein, hat er nicht, nie. "Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet um Brot, der ihm einen Stein bietet?" (Matthäus, 7, 9).

Die Selbsthilfegruppe PAS Rhein/Main fordert die Kirchen und ihre Mitglieder auf im Sinne der Bibel Stellung zu beziehen und sich auch bei Sorgerechtsstreitigkeiten einzumischen, statt Unrecht geschehen zu lassen: "Du sollst Vater und Mutter ehren!" Liebe Kirchen, helfen Sie unseren Kindern überhaupt eine Möglichkeit dazu zu haben!

Im Besonderen meinen wir damit z. B. in der jetzigen Vorfeldsituation der gesetzlichen Neuregelung, dass die Kirchen sich für die allgemeine generelle Gleiche, gemeinsame Sorge natürlich ab Geburt oder Vaterschaftsfeststellung eintreten. Im Allgemeinen fordern wir von den Kirchen, dass sie nicht nur allgemein, sondern auch in konkreten Einzelfällen elterliches Entfremdungsverhalten - dass zugleich auch die Menschenrechte verletzt - wahrnehmen und thematisieren, denn Kirche bzw. die Ekklesia setzt Gemeinschaft und In-Beziehung-Sein voraus.